Dellen und Wellen in den Fuß- sowie Fingernägeln
Dellen gehören neben Grübchen, Usuren und Kerben, zu Defekten an der Nagelplatte. Auch Querfurchen, Hohlkehlen, Spalten, längliche Rillen und Perlrillen zählen dazu. Diese Veränderungen werden durch Mediziner im Einzelnen unterschieden. Für Laien ist es jedoch schwierig, eine Differenzierung zu treffen. Sätze wie „Ich habe Dellen im Daumennagel.“ oder „Ich hab einen Knick im Nagel.“ hören Ärzte daher häufig.
Ursachen für Dellen an den Fuß- und Fingernägeln
Dellen kommen in der Regel durch eine verstärkte Verhornung der Nagelzellen zustande. Sie unterscheiden sich von Usuren dahingehend, dass sie kleiner sind. Bei Usuren handelt es sich hingegen um große, flache Defekte in der Nagelplatte. Sie haben eine unregelmäßige Begrenzung. Außerdem treten sie beispielsweise bei Schuppenflechte (Psoriasis) auf. Auch bei anderen Entzündungen zeigen sie sich und beeinträchtigen die Funktion der Nagelmatrix.1
Dellen durch Hohl- / Löffelnägel
Zu Dellen kann es auch bei sogenannten Hohl- beziehungsweise Löffelnägeln kommen (Koilonychie). Diese Nagelveränderung ist auch unter Napf- oder Eierschalennägeln bekannt. Dabei kommt es zu einem zunehmend flacher werdenden Nagel. Dieser bildet im Verlauf eine regelrechte Delle aus.
Die Nagelplatte bei Hohl- beziehungsweise Löffelnägeln ist oft glatter als bei normalen Nägeln. Es besteht zudem eine erhöhte Brüchigkeit der Nägel. Koilonychie kann alle Nägel oder nur einen einzelnen Nagel betreffen. Als Vorstufe gelten abgeflachte, platte Nägel.2,3
Die Ursachen für Hohl- beziehungsweise Löffelnägel sind vielfältig:2,3
- chronischer Eisenmangel
- Durchblutungsstörungen (Raynaud-Syndrom)
- Vitaminmangel (Vitamin B2 und C)
- Traumata oder mechanisch-berufliche Belastung (Feuchtarbeit, Lösungsmittel, Chemikalien)
- erbliche Faktoren
- Blutarmut (Anämie)
- unsachgemäß verwendete Nagelkorrekturspange (Orthonyxie)
- Erkrankungen, die das Blut betreffen wie eine seltene Erkrankung des Knochenmarks (Polycythaemia vera) und die Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose)
- Hormon- und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, eine Überproduktion des Wachstumshormons Somatotropin (Akromegalie), eine Über- und Unterfunktion der Schilddrüse (Hypo- und Hyperthyreose)
- Schuppenflechte (Psoriasis)
- Mangelzustände bei beispielsweise Unverträglichkeit des Dünndarms gegenüber Gluten (Zöliakie) und eine schwere Form des Vitamin-C-Mangel (Skorbut)
- Infektionen, z.B. Pilzinfektionen (Mykosen)
- etc.
Neben der Behandlung der eigentlichen Ursache werden bei Hohl- beziehungsweise Löffelnägeln die Nagelkanten abgeschliffen. So bergen sie ein geringeres oder gar kein Verletzungsrisiko mehr in sich. Ist die Ursache auf eine unsachgemäß verwendete Nagelkorrekturspange zurückzuführen, wird diese abgenommen. Bei kleinen Kindern treten Hohl- beziehungsweise Löffelnägel meist nur vorübergehend auf. Die Nagelveränderung bildet sich nach der Beseitigung der Ursache in der Regel zurück. Bei Hohl- beziehungsweise Löffelnägeln an den Großzehennägeln bei Kleinkindern kann es sogar zu einer Spontanheilung kommen.2,3
Dellen durch Schuppenflechte
Schuppenflechte (Psoriasis) kann nicht nur die Haut betreffen, sondern auch die Nägel. Die chronisch-entzündliche Hauterkrankung kann sich dabei durch sogenannte Grübchen bemerkbar machen. Sie werden auch Tüpfel genannt. Dabei handelt es sich um runde, mehr oder weniger tief reichende Defekte an der Oberfläche der Nagelplatte. Sie erscheinen für Betroffene als kleine Dellen.
Grübchen beziehungsweise Tüpfel treten bei Schuppenflechte-Patienten fast immer in der Mehrzahl auf. Sie zeigen sich zudem an mehreren Nägeln. In der Regel kommen sie häufiger an den Fingernägeln als an den Fußnägeln vor. Je nach Patient sind sie unterschiedlich stark ausgeprägt. Meist zeigen sie sich unregelmäßig über die Nägel verteilt.1,4
Grübchennägel / Tüpfelnägel
Grübchen beziehungsweise Tüpfel entstehen in der Regel durch eine zu Schuppenbildung führende Verhornungsstörung der Haut und Nägel (Parakeratose). Bei der am häufigsten auftretenden Form der Schuppenflechte tritt diese Störung als Symptom auf. Sie wird Psoriasis vulgaris genannt. Infolge dessen gehören Grübchen beziehungsweise Tüpfel häufig zum Beschwerdebild der Psoriasis vulgaris.
Bei dieser Form der Schuppenflechte kann es neben den kleinen Dellen im Nagel, auch zu einer Verdickung des Nagels kommen. Weiterhin können gelblich-braune Verfärbungen (Ölnägel) als Nagelveränderungen auftreten. Es können sich außerdem folgende Symptome zeigen:4,5
- Weißfärbung der Nagelplatte (Leukonychie)
- Ablösung der Nagelplatte vom Nagelbett (distale Onycholyse)
- groblamellierte, weißgraue Schuppenmasse unter der Nagelplatte (Subunguale Hyperkeratose)
- längsverlaufende Blutaustritte, die als blau-schwarze Verfärbungen im Bereich des freien Nagelrandes auftreten (Splitterhämorrhagien)
Nagelpsoriasis: Was tun?
Durch Schuppenflechte hervorgerufene Nagelveränderungen lassen sich nicht einfach behandeln. Die Therapie kann sehr lange dauern. Sichtbare Ergebnisse stellen sich durch das langsame Nagelwachstum erst nach einer geraumen Zeit ein. Die Behandlung kann lokal (nur die Nägel betreffend) oder systemisch (den ganzen Körper betreffend) erfolgen.
Welche Therapie zum Einsatz kommt, hängt von der Schwere der Nagelveränderungen ab. Auch die Beeinträchtigung des jeweiligen Patienten spielt eine Rolle. Zufriedenstellende Ergebnisse lassen sich aber in der Regel nur durch eine systemische Therapie erzielen, die ein Arzt verordnet. Eine gründliche Nagelpflege ist bei jeder Form der Behandlung hilfreich.6
Grübchen beziehungsweise Tüpfel, aber auch Ölflecken bedürfen meist keiner Therapie. Der Grund: Sie führen bei Betroffenen zu keiner Einschränkung. Bei einer Ablösung des Nagels hingegen kommt es nicht nur zu einer Zerstörung der Nagelplatte. Es treten neben kosmetischen Problemen meist auch funktionelle Einschränkungen auf. Je nach dem individuellen Verlauf beim Patienten muss durch einen Arzt entschieden werden, ob eine systemische Therapie zum Einsatz kommen soll.
Exkurs Psoriasis vulgaris
Psoriasis vulgaris ist wie alle anderen Schuppenflechte-Formen eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung. Ihre Ursache liegt im körpereigenen Immunsystem. Die nicht ansteckende Krankheit tritt bei etwa 80 Prozent aller Schuppenflechte-Patienten auf.7 Psoriasis vulgaris wird auch als Plaque-Psoriasis bezeichnet. Die Erkrankung zeigt sich auf der Haut durch Rötungen und Schuppen. Genau diese Schuppen werden als Plaques bezeichnet. Sie zeigen sich silbrig glänzend, leicht erhaben und klar begrenzt. Ihre Größe kann im Durchmesser zwischen einem und zehn Zentimetern variieren. Plaques können grundsätzlich am ganzen Körper auftreten. Bei Betroffenen zeigen sie sich aber meist an diesen Stellen:5
- Kopf
- Ellenbogen
- Knie
- Rücken
- Ohren
- Hände
- Füße
- Bauchnabel
Plaques treten bei den Patienten nicht einheitlich auf. Bei einigen Betroffenen zeigen sie sich nur an einzelnen Körperstellen. Bei anderen Betroffenen treten sie hingegen in großer Zahl an verschiedenen Körperbereichen auf.5
Psoriasis vulgaris-Patienten haben mit hohen Einbußen ihrer Lebensqualität zu kämpfen. Zum einen kann die Therapie eine Herausforderung darstellen. Sie ist sehr aufwendig und lässt sich nicht immer einfach in den Alltag von Betroffenen integrieren. Zum anderen werden die Patienten durch ihre sichtbaren Hautveränderungen diskriminiert und stigmatisiert. Alltägliche Situationen können für sie daher zu einer wahren Belastung werden. Hinzu kommen Beschwerden, die die Erkrankung mit sich bringt. Das kann zum Beispiel Schlafmangel sein, der durch häufig auftretenden Juckreiz hervorgerufen wird.5
Therapie der Psoriasis vulgaris
Die Therapie der Psoriasis vulgaris ist nicht immer einfach. Ziel der Behandlung ist die Abwesenheit von Symptomen. Nicht bei jedem Patienten kann dies erreicht werden. In der Basistherapie kommen verschiedene wirkstoffhaltige Salben zum Einsatz. Welche weiteren Behandlungsoptionen genutzt werden, hängt vom jeweiligen Beschwerdegrad ab. Bei leichter Psoriasis vulgaris reicht meist eine rein äußerliche Behandlung aus. Es kommen beispielsweise Cremes mit Kortison zum Einsatz.
Auch die Gabe von Vitamin D3-Präparate oder eine Laserbehandlung können helfen, die Beschwerden zu lindern. Bei einer mittelschweren und schweren Psoriasis vulgaris reicht eine rein äußerliche Therapie meist nicht aus. Oft kommen Medikamente zum Einsatz, die als Tablette eingenommen oder mittels einer Spritze verabreicht werden müssen. Sie wirken auf den ganzen Körper. Dazu gehören auch sogenannte Biologika. Diese spezielle Art von Medikamenten greift im Immunsystem genau in spezielle Bereiche ein, in denen die entzündlichen Prozesse in der Haut hervorgerufen werden.5,8
Dellen durch andere Nagelveränderungen
Viele verschiedene Nagelveränderungen können für Betroffene den Eindruck von beispielsweise einem Knick im Nagel oder Dellen im Daumennagel oder Zeigefinger erwecken. So gehören beispielsweise Längs- oder Querrillen dazu. Längsrillen stellen in der Regel eine Alterserscheinung dar und haben damit meist keine ernste Ursache. Sie können aber auch bei brüchigen Nägeln (Onychorrhexis) auftreten. Dies kommt durch den brüchigen Zerfall des Nagels in Längsleistenrichtung zustande. Die Ursachen dafür sind breit gefächert. Querrillen sind meist auf schwere körperliche Belastungen zurückzuführen, aber auch auf eine zeitweilige Unterbrechen der Nagelbildung sowie plötzliche, schwere Krankheiten.1
Wellen im Fingernagel
Die Wahrnehmung, dass ein Nagel wellig wächst, kann durch verschiedene Nagelveränderungen hervorgerufen werden. Häufig tritt dieser Eindruck bei dem Erscheinen von Dellen auf. Kommen diese in größerer Zahl vor, zeigen sich für Betroffene Wellen im betroffenen Fuß- und/oder Fingernagel.1
Dellen, Wellen oder andere Nagelveränderungen – der Hautarzt hilft
Ob es sich wirklich um Dellen oder Wellen an den Nägeln handelt, kann der Hautarzt sagen. Er kennt die unterschiedlichen Bilder, die Nagelveränderungen an den Nägeln hervorrufen können. Außerdem kann er eine genaue Diagnose treffen. Scheuen Sie sich nicht Ihren Hautarzt bei Nagelveränderungen aufzusuchen. Er kann Ihnen sagen, woher eventuelle Erhebungen, Knicke oder Beulen an den Nägeln kommen und ob er Anzeichen von Mängeln erkennen kann.
Sollte es eine ernsthafte Ursache für Ihre Nagelveränderung geben, wird er Ihnen außerdem eine entsprechende Therapie vorschlagen. Ihr Hautarzt kann Ihnen darüber hinaus Tipps und Tricks an die Hand geben, wie Sie mit der Nagelveränderung umgehen sollten. Er kann Ihnen außerdem sagen, ob Hausmittel Teil der Therapie sein können.
Weitere Nagelveränderungen
Neben Dellen und Wellen gibt es noch zahlreiche andere Nagelveränderungen. Sie alle können unterschiedliche Ursachen haben. Erfahren Sie hier, welche Veränderungen beispielsweise auf Mangelzeichen hinweisen und wie man sie behandeln kann.
Quellen:
- 1 Dill-Müller, D. & Zaun, H. (2004) Krankhafte Veränderungen des Nagels. 9. Auflage. Balingen: Spitty Verlag GmbH & Co. KG.
- 2 Niederau, Anke (2009): Das große Buch der Nagelerkrankungen. Ursache. Podologische Diagnostik. Therapie. Prophylaxe. München: Verlag Neuer Merkur GmbH.
- 3 Jansen, T (2016): Aus den Daumen werden Löffelchen. In: MMW – Fortschritte der Medizin 158, 9 (2016). Online-Quelle: URL https://link.springer.com/article/10.1007/s15006-016-8925-2, zuletzt abgerufen am 26.01.2021
- 4 Haacke, T. C. & Mrowietz, U. (2003): Therapie der Nagelpsoriasis. In: Akt. Dermatol 2003; 29: 517-520. Georg Thieme Verlag: Stuttgart, New York.
- 5 Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2021): Schuppenflechte (Psoriasis). Online-Quelle. URL: https://www.gesundheitsinformation.de/schuppenflechte-psoriasis.html, zuletzt abgerufen am 21.01.2021
- 6 Yesudian PD, de Berker DAR. (2021): Inflammatory nail conditions. Part 1: nail changes in psoriasis. Clin Exp Dermatol. 2021 Jan;46(1):9-15. doi: 10.1111/ced.14351.
- 7 Walliczek-Dworschak, Dr. Ute (2018): Psoriasis. Online-Quelle. URL: https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/psoriasis-schuppenflechte, zuletzt abgerufen am 28.01.2021
- 8 Deutsche Dermatologsiche Gesellschaft (2017): Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris Update 2017. Online-Quelle: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-001l_S3_Therapie_Psoriasis-vulgaris_2017-12.pdf, zuletzt abgerufen am 28.01.2021